Fashion Days Maroc 2013 – Marrakech…
Marrakesch – die alte Königsstadt von Marokko. Eine Explosion aus Farben, Gerüchen, Geräuschen & Temperamenten. In diesem Zauber aus 1001 Nacht, inmitten eines exotisch-morbiden Charmes präsentierten alljährlich die besten Designer des Landes ihre modernen Interpretationen der traditionellen Kaftan-Gewänder, die Haute Couture des Orients – organisiert zum 5. Mal von der „Federacion de la Couture traditionelle Marocaine“ unter der Präsidentschaft von Madame Najia Abbadi. Ich hatte über das letzte Event bereits hier berichtet. Endlich komme ich nun dazu mit euch das zu teilen, was ich diesmal gemacht, erlebt und gesehen habe. Das Four Seasons Marrakech heißt uns Willkommen…
Lagebesprechung vor dem ersten Styling. Gegen 9 Uhr sollen die Vorbereitungen für die Shows starten. Doch von den Modellen und Designern keine Spur. Nur die zehn hellhäutigen Beauties aus Europa sind pünktlich – setzen sich auf den Fußboden und warten. Eine Stunde später trudeln die heimischen Models ein. 40 sollten es maximal pro Showtag sein – knapp 50 sind es am ersten Tag, am zweiten gar 58! Für 35 Designer werden sie über den Catwalk geschickt. Darunter, die einzige Deutsche: Kathrin Huschka mit Ateliers in Casablanca und Stuttgart und der libanesische Designer-Gott Rami Salacum. Eine glamouröse Parade für die Augen des Publikums (700 Gäste) – ein unglaublicher Arbeitsaufwand und emotionaler Balanceakt hinter den Kulissen. Denn nichts, aber auch wirklich gar nichts ist wie in Europa. Kein Strom, Spiegel in einem Staubschleier eingehüllt und kein wirklicher Zeitplan. Wir stehen einem gewaltigen Arbeitspensum gegenüber. 11 Uhr und nichts passiert… Dann schnappe ich mir endlich mein erstes Model.
Irgendwann gehe ich einer meiner Lieblingsbeschäftigungen nach. Ich fange an, die Kleider unter die Lupe zu nehmen.
Als es dann endlich losgeht, werden die Mädchen in vier Gruppen eingeteilt und jede Gruppe hat ein anderes Styling. Zu extravagant für den Geschmack manches Designers oder Models. Einige verschwinden auf der Toilette und zupfen in ihren Haaren herum. Also,… nochmal umstylen. Aber das Stichwort ist an diesem Wochenende: FLEXIBEL. Also nehmen wir es gelassen und rücken alles wieder zurecht. Energisch spricht Stylist und Designer, Patrick Boffa ein Machtwort – auf Französisch und Englisch, damit es auch wirklich alle verstehen. „Und wenn ich euch einen Pullover auf den Kopf setzte. Ihr zieht an, was der Designer sagt. Das Gleiche gilt für die Frisur.“
Nur beim Make-up gestaltet sich das nicht so einfach. Die Models sind zu grell geschminkt – die Kritik verursacht bei den Visagisten nicht nur eine mittlere Krise. Ein lautstarkes Spektakel entzündet sich, mit dem Ruf nach Polizei und sofortiger Bezahlung. Die Fronten verhärten sich – schließlich reißen die aufgewühlten Visagisten den Models die Wimpern aus dem Gesicht, verwischen das Make-up, packen ihre Koffer und rauschen ab. 2 1/2 Stunden vor dem (geplanten) Showstart muss ein zweites Make-up-Team noch einmal von vorn anfangen. Es droht zu eskalieren, als Patrick ein zweites Mal ausrastet: We start the show now! If you have not Make-up, you go on the show without Make-up…. Einige aus unserem Team schauen mich erwartungsvoll an: Los Arzu, mach ein Make-up! Ein Model bettelt verzweifelt, Oh bitte mach mir wenigstens die Augen! Ich stehe kurz davor den Head of Make-up anzusprechen. Aber ich kann nicht… Ich muss mich beherrschen und die Füße still halten, denn wenn ich das mache dann reißt mir jemand den Kopf ab. Ich bin in diesem Fall nur für Haare zuständig. Die Reviere sind markiert und das muss man einhalten. Aber zum Glück ist auf die afrikanische Gelassenheit Verlass: Die Show fängt nicht pünktlich an. Alle Mädchen sind rechtzeitig von Kopf bis Fuß gestylt. Und dann, irgendwann weit nach Mitternacht, falle ich tot ins Bett.
Die Jungs pumpen schnell noch eine Runde vorher, damit sie auf Fotos und auf dem Laufsteg definierte Muskeln haben.
Ein Mädchen steht hinter dem Laufsteg in einem hautengen weißen Catsuit. Plötzlich Panik! Der Designer entdeckt den schwarzen, durch scheinenden String-Tanga. Schere! Drei schnitte später (ohne daß das Model sich auszieht, wohlgemerkt), wandert dieser aus dem engen Teil heraus und somit ist auch dieses Problem beseitigt.